aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Die Königin entließ noch viele Gefangene. Den Lustlosen, den Jammernden, den Nutzlosen und noch viele mehr schickte sie nach und nach in die Freiheit. Es erleichterte sie selbst und wie von Zauberhand öffneten sich nach und nach etliche Fensterläden in ihrem Turm. Warum habe ich das nicht früher getan, fragte sie sich da, doch die Antwort lieferten ihr gleich darauf die zwei Brüder. Sie beide saßen in ihrem Film nur an einem Tisch, ansonsten passierte nicht viel. Von Zeit zu Zeit diskutierten sie, doch die beiden standen nie auf. Das Einzige was sich bewegte, war der Stundenzeiger auf einer Uhr im Hintergrund.
Peerewju.de-Zweisam_2_4_brueder
Das soll ein Verbrechen sein, fragte sich die Königin. Nun gut, sie bewegen sich nicht, sie lernen mein schönes Königreich nicht kennen, aber dafür möchte ich sie nicht bestrafen. Also ließ sie die beiden zu sich kommen und fragte, warum sie überhaupt verurteilt worden waren.
„Weil er lügt!“, sagte der Ängstliche und deutete auf seinen Bruder.
„Nur weil er Angst hat“, gab der Lügner zurück.
„Hört zu“, begann die Königin, die schnell verstanden hatte, dass alle Gefangenen miteinander verwandt waren. „Wenn ihr euch zu etwas nicht traut, werdet ihr immer einen Grund finden, es nicht zu tun. Er ist zwar in dem Moment keine Lüge, denn in dem Moment ist er Wahrheit, aber trotzdem werdet ihr das verleugnen, was ihr wirklich wollt. Also, habt ihr nur eine Pflicht: Herauszufinden, was euch am Herzen liegt, denn alles ist Wahrheit.“
Die beiden Brüder schauten sich mit großen Augen an. „Alles ist Wahrheit“, sagte der Lügner dann und der Ängstliche nickte: „Wir werden es herausfinden.“ Und so verließen die beiden Brüder schnurstracks den Turm.
Schreibe einen Kommentar