aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Das war doch gar nicht so schwer gewesen, dachte sich da die junge Königin und fühlte sich selbst ein wenig befreit. Sofort nahm sie den nächsten Fall in Angriff und auf dem Monitor erschien ein Mann, der einsam durch die Straßen zog. Von Zeit zu Zeit beschimpfte er einen Straßenhändler, der ihn seiner Meinung nach über den Tisch gezogen hatte. Dann stapfte er missmutig durch den Regen und fluchte Richtung Himmel. Im Wirtshaus beschwerte er sich über das ungenießbare Essen und versuchte den Rechnungsbetrag herunterzuhandeln.
(Zw)ei(n)sam – Der Nörgler.mp3
Es war ein langer Film, den sich die junge Königin anschauen musste. Er ist bestimmt der unglücklichste Mensch in meinem Königreich, dachte sie anschließend, und er sorgt nur unfreiwillig mit seinen absurden Beschwerden für Erheiterung und Gesprächsstoff. Aber deswegen möchte ich ihn nicht einsperren, fuhr sie in Gedanken fort und ließ ihn zu sich rufen.
„Du hast mit allem Recht, was du sagst, denn du siehst die Dinge so wie du sie siehst“, sprach sie dann. Das verblüffte den Nörgler, denn noch nie hatte ihm jemand zugestanden, im Recht zu sein.
„Ich werde in Zukunft auch die andere Seite sehen“, versprach er und verließ den Turm.
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