aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Die neuen Schuhe passten dem jungen Mann ganz hervorragend und er freute sich schon, durch Gras, Sand und Felder zu spazieren. Im Keller erschienen sie ihm nutzlos, bis er jedoch an die nächste Kammer kam und sich bewahrheitete, was ihm der Schuhmacher vorhergesagt hatte. Auf einem Bett sah er ein wunderschönes Fräulein sitzen und der junge Mann bemerkte gleich, dass sie traurig war. Ohne zu Zögern betrat er die Kammer und gesellte sich zu ihr.
(Zw)ein(n)sam – Die Untreue.mp3
„Geht es dir nicht gut?“, fragte er.
„Ich warte auf jemanden“, war ihre Antwort und plötzlich begannen ihre Augen zu strahlen. „Wusstest du, dass Schwäne ihr Leben lang einem Partner treu sind.“
„Ich habe davon gehört“, gab der junge Mann zurück und ihm wurde warm – nicht nur ums Herz. Denn der junge Mann hatte lange keine Frau mehr getroffen, und erst Recht keine, die er so sehr begehrte. Sie hatte glänzendes Haar, das ihr über die Schulter fiel und ihre dunklen Augen strahlten immer stärker. Er lächelte sie an, sie lächelte zurück, sie unterhielten sich über dies und das. Die Zeit verging, es mag eine kleine Ewigkeit gewesen sein, und sie kamen sich immer näher.
Sie war wunderschön, dachte der junge Mann, und sicher konnte er sie glücklich machen, zumindest für einige Zeit und vielleicht könnten sie sogar ganz gut zusammenleben, dachte er weiter, denn er war schon lange keiner Frau mehr begegnet, die er so sehr begehrte.
Sag nur, dass du mich liebst, schienen ihre Augen eines Tages zu sagen, und da zog sich alles in ihm zusammen, denn sein Herz konnte nicht. Auch wenn seine Augen mochten, was sie sahen, er konnte einfach nicht, denn sie war nicht die Sonne.
Egal, was er ihr sagen würde, jeder Schritt, den er noch unternehmen würde, würde eine Lüge sein, die sich früher oder später offenbaren würde. Denn wie schwach war er doch, wenn er gleich jeder Versuchung nachging. Und nun da das Strahlen aus ihrer beider Augen verschwunden war, blickte er in einen Spiegel aus Bitterkeit und Enttäuschung. Doch er konnte einfach nicht und egal, was er noch tun würde, nichts von dem, was er noch hätte tun können, hätte es besser gemacht. Sie war ein Engel für ihn gewesen und er wünschte sich, dass sie es eines Tages verstehen würde.
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