Stell dir vor, du hast eine gute erste Halbzeit gespielt, hast gekämpft, gerackert, bist schon an deine Grenzen gegangen… auf der Anzeigetafel jedoch steht ein 0:0, vielleicht auch ein 1:0 oder ein 1:1. Im Grunde ist noch nicht viel passiert, denn vieles ist noch möglich und 45 Minuten liegen mindestens noch vor dir (wenn alles gut läuft und das Spiel nicht abgebrochen werden muss).
Manchmal stelle ich mir vor, das Leben besteht aus zwei Halbzeiten – nicht nur insgesamt, sondern auch jeder Tag, jede Aufgabe, jeder Weg zu einem Ziel. Wenn etwas vor mir liegt, will ich es erreichen und mobilisiere meine Kräfte dafür – meistens bin ich dann enttäuscht, wenn alles länger dauert als gedacht. Wenn eine Bestellung auf sich warten lässt, wenn ein Kollege das angefragt Projekt verschiebt oder das aktuelle Manuskript zum x-ten Mal retour kommt.
Neuerdings stelle ich mir vor (und das bewahrt mich vor meiner Ungeduld), dass das Warten nur die Pause ist und das Ergebnis, der Vollzug erst in der zweiten Hälfte geschieht – im Kleinen wie auch im Allgemeinen, und in der ersten Halbzeit geht es vor allem um die Grundlage, vielleicht um einen Vorsprung – wie es neben der zweiten Halbzeit auch einen dritten Frühling, den Morgen danach, die Nachspielzeit und den Pokalgewinn gibt. In meinem Leben mag es zur Halbzeit vielleicht 1:1 stehen, vielleicht auch 2:1 oder 2:2, jedenfalls ist jetzt erst einmal Pause.
Und, wie steht’s bei dir?
Schreibe einen Kommentar