Doro, eigentlich Dorothea, schaute auf den geöffneten Laptop. Die Buchstaben auf dem Bildschirm drohten zu verschwimmen. Diese Fragen sollte sie ihm alle beantworten? Immerhin war der Journalist so nett gewesen, sie vorab zu schicken. Für welches Magazin schrieb er noch mal? Es musste irgendeine Autorenzeitschrift sein.
Ob es Zufall sei, dass sich ihre verlegten Bücher zumeist mit Drogen und Gewalt beschäftigen würden, hatte er gefragt. Was sollte sie darauf nur antworten? Wenn das Interview veröffentlicht werden würde und Annegret das mitbekam, würde sie allen in der Agentur davon erzählen. War es das wert?
Alles würde rauskommen, dachte sie, alle würden darüber reden, ging es ihr durch den Kopf. Zwar war es Teil ihrer Vergangenheit, aber die streifte man nicht einfach so ab, wie man Arbeitskleidung nach getaner Arbeit abstreifte. Und plötzlich stand man nackt da – vor allen. Ein neues Leben beginnen, hieß es so schön, aber gab es das ohne Vergangenheit?
Und was versprach sie sich überhaupt von dem Interview? Klar, er hatte es bei ihr angefragt und etwas Publicity für ihren Eigenverlag und Schreibservice würde sicher gut tun. Aber was würde das für ihren eigentlichen Job in der Agentur bedeuten, für ihren Nebenjob? War es überhaupt ihr Nebenjob?
Doro, eigentlich Dorothea, klappte den Laptop zu. Sie würde ihm morgen schreiben.
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