Entschuldigung, es stimmt. Auch ich benutze euch, liebe Worte. Mal mehr, mal weniger gut. Oftmals wohl weniger, deshalb kam ich her: Nach Wolfenbüttel. In die Bundesakademie für kulturelle Bildung.
Ein Bekannter hat gesagt, dass das eine tolle Einrichtung sei. Dort gebe es super Seminare, die Unterkunft sei gut und überhaupt sei alles ganz gemütlich. Das ist kein Original-Zitat, aber er hat das zum Ausdruck gebracht, ohne den Kosenamen zu nutzen, der dann im Seminar die Runde machte: Wohlfühlbüttel.
Die Idee könnte einem intensiven Brainstorming entsprungen sein. Am Ende haben dort sicher alle geklatscht und sich in die Armen gelegen: „Wohlfühlbüttel, das ist es!“ Ich hoffe, ich darf das sagen, denn ich selbst bin Einwohner einer solchen Stadt. Ich komme aus Hannoverliebt.
Im Seminar dagegen habe ich gelernt, dass kreativen Gedanken oft nur das Vorspiel bleibt. Nicht nur aus Wortsicht sollten nur die gelungenen Wortspiele einen Weg an die Öffentlichkeit finden. Als ich am zweiten Abend durch die Gassen der Stadt, vorbei an den Fachwerkhäusern und Wasserstraßen spaziere, hat sich mir diese Regel offenbar eingeprägt.
„Hautsache“ lese ich da in der Fußgängerzone über dem Schaufenster eines Beautysalons. Gegenüber steht: „Cut & Style. Scharfe Schnitte, scharfe Preise.“ Übertroffen werden kann dies noch vom Salon CreHAARtiv, der den „Carecut“ anbietet. Dann doch lieber Wohlfühlbüttel, immerhin ist es als das „Sofa der Region“ bekannt.
Ja, liebe Worte, ihr habt recht. Auch ich benutze euch oft. Künftig werde ich achtsamer sein. Und falls mich jemand fragt, wo ich das gelernt habe, werde ich es treffend formulieren und sagen: „In Klein Venedig.“
P.S. für Nicht-Wolfenbütteler:
Klein Venedig ist wegen der Wasserstraßen ein weiterer Spitzname von Wohlfühl-Wolfenbüttel.
Schreibe einen Kommentar