Dies ist der zweite Teil von Verwählt Das Freizeichen ertönte, Roberts Blick wanderte durch das schlicht möbilierte Hotelzimmer zur Sporttasche, die nun ganz in der Nähe des Balkons stand. Vorbei die Zeiten, in denen er sich einen separaten Raum für seine Sachen leistete und sie in den ruhigen Stunden aus seinem Blickfeld verschwanden. Drei noch, dachte er und packte in Gedanken seine Tasche aus. Das Leben sei voller Reißsverschlüsse, sagte Simon immer. Früher oder später würden sie sich öffnen. Man müsse nur dranbleiben. Noch zwei. Warum überhaupt hatte er ihre Nummer gewählt? Ihre Stimme …
Treue ist der Weg II
Museumstage und the big five for life „Ist heute ein guter Musemstag?“ Ein älterer Herr fragt das einen anderen Mann morgens am Bahnhof und lässt ihn dann verdutzt stehen. Das ist der Beginn von „The big five for life“ von Autorennamen, den ich mal wieder vergessen habe und recherchieren muss. In dem Buch geht es wie so oft darum, was im Leben wichtig ist und hier sind es die Museumstage und na klar, die big five for life: Fünf Herzenswünsche, die man sich bis zu seinem Lebensende erfüllen möchte. Ohne nun alles vorwegzunehmen, sei noch gesagt, dass die fünf Anfangsbuchstaben der Wünsche …
Nur gut für eine Nacht
Es waren nicht die ersten Lichtstrahlen der Sonne, die ins Zimmer schienen, als Ruben seine Augen öffnete und sich zu ihr drehte. Es konnte bereits mittags sein, und sie beobachtete ihn möglicherweise schon eine ganze Weile. Nur gut für eine Nacht „Wie bin ich hierhergekommen?“, fragte er halblaut, denn es war nicht sein Bett und sein Kopf brummte. Er erwartete keine Antwort und schloss wieder die Augen. Ihr Handy vibrierte, wie es die ganze Nacht vibriert hatte – oder was von ihr noch übrig geblieben war. …
Der Leierkasten
Manfried war so ein Typ, der kein Glück hatte. Für ihn war das Leben ein All-Inclusive-Buffet, nur hatte er sein Bändchen am Eingang verloren. Sein Haus war eines Tages abgebrannt und seine Frau weggelaufen. Das einzige, was er von seinem Hab und Gut hatte retten können, war ein alter Leierkasten gewesen. Der Leierkasten Manfried hieß eigentlich Manfred, doch er war ein friedlicher Mensch, weshalb er sich einen Künstlernamen gegeben und auf seinem Leierkasten eingraviert hatte: Manfried on Tour – wobei das fried noch einmal extra unterstrichen war. So trug der inzwischen gealterte Mann …
Joshuas Hände
Nur ihretwegen war Joshua heute zum Unterricht gekommen. Lieber hätte er geschwänzt, aber er hatte Marie hören wollen. Sie beide waren die letzten Verbliebenen, die ihr Talent im Musik-Leistungskurs zur Schau stellen mussten, und es gab kein Entrinnen, wollte Joshua das Abitur im nächsten Jahr schaffen. Ging es nach seinen Eltern war es alles, was er brauchte. Joshuas Hände „When you walked through that door“, erklang Maries sanfte Stimme von vorne, und für Joshua reichten sich Vergangenheit und Zukunft die Hände. All der auferlegte Zwang, soviel zu müssen, was er gar nicht wollte. All …
Treue ist der Weg I
Meine Freundin, mein bester Freund und mein Begleiter Gerade bin ich in einer fremden Stadt. Sie ist mir nicht wirklich fremd, denn sie ist wie jede andere deutsche Stadt. Laut, dreckig, kalt - zumindest ist es das, was mir auf den ersten Blick auffällt. Und bei aller Betriebsamkeit folgt das Leben einer offensichtlichen Ordnung, die mir sehr wohl vertraut ist. Inzwischen bin ich in der Wohnung meines besten Freundes angekommen. Er ist nicht da, wird das ganze Wochenende nicht da sein, aber er hat mir seinen Schlüssel gegeben. Er ist mein bester Freund - einer von mehreren, trotzdem …