Gemeinsam sitzen sie auf der Bank. Sie berühren einander nicht, denn zwischen ihnen ist dieser Abstand. Er ist in Gedanken bei sich, sie ganz woanders. Er betrachtet in Ruhe den Fluss, sie hat sich nach vorn gebeugt. Sie würde aufstehen und gehen, er würde es nicht einmal bemerken. Er würde sich zur Ruhe legen, sie würde es nicht einmal erfahren. Gemeinsam saßen sie auf der Bank. (66) …
Grenze
Sie umarmten sich kurz und wechselten zwei, drei Sätze. Dann offenbarte ein Augenblick den Tanz, den sie monatelang geführt hatten, und er wusste, dass sie nun wusste, dass auch, wenn er im Moment ergriffen war, eine Grenze zu überschreiten, dagegen eine Grenze respektierte, die er niemals überschreiten würde. Es war nur ein Augenblick, der offenbarte, was sie beide einander (nicht) zu Geben und Nehmen im Stande waren. (67) …
Spott
Sie waren mit vielen Leuten angereist, um die kläglichen Angriffsbemühungen ihrer Mannschaft zu untersützen. Jeder noch so stümperhafte Versuch ihrer Spieler wurde von ihnen angefeuert und unterstützt. Er hingegen stand auf der anderen Seite und sprang bei jeder dieser Bemühungen mit provozierenden Gesten von seinem Sitz auf. Er wusste, dass sein Team das stärkere war und begleitete die Gäste mit Hohn und Spott. Noch wusste er nämlich nicht, dass seine Mannschaft vielleicht verlieren und nur ein Jahr später absteigen würde. (80) …
Hoffnung
Erschöpft ließ er sich auf der Sitzbank nieder, der lange und beschwerliche Weg zur Bushaltestelle lag hinter ihm. Die Autos rasten an ihm vorüber, er stütze seinen massigen Körper auf dem Gehstock ab. Von schräg gegenüber aus seinem Wohnzimmer - denn von dort pflegte er auf die Welt zu schauen - hatte er den neuen Glaskasten entdeckt. Nur die großen Letter, die hinter ihm in weißer Farbe aufgetragen waren, hatte er nicht zu entziffern gewusst: "Was darf ich hoffen?" (77) …
Den eigenen Schritt gehen
Immer wieder habe ich in Ratgebern von der Angst vor dem weißen Blatt gelesen. Inzwischen weiß ich natürlich, wovon die Rede ist und wie mühsam es sein kann, in einer solchen Kreativlücke etwas zu Papier zu bringen. Dann heißt es oft, man solle einfach drauflos schreiben und überhaupt solle man mindestens zwei Stunden am Tag schreiben oder mindestens fünf Seiten - und wenn man es hinterher wegschmeißt. Doch was soll diese zwanghafte Zahlenlogik? Man kann mit Gewalt keinen Bullen melken, sagte mir kürzlich erst jemand - und wenn etwas dabei herauskommt, wird es sicher niemandem schmecken. …
Continue Reading Infos zum Plugin Den eigenen Schritt gehen →
Das Buch lebt
Buch vs. eBook Director, Editor and Cinematographer: Sean Ohlenkamp Music: Grayson Matthews Entdeckt als Aushang in der Buchhandlung (aus dem Diogenes Verlag) von Anthony McCarten - Jetzt neu: Das Buch An dieser Stelle wollte ich den Text von Anthony McCarten veröffentlichen, in dem er die Vorstellung teilt, Gutenberg habe 1439 das iPad erfunden und Steve Jobs erst in der Gegenwart das Buch. Leider habe ich keine Erlaubnis (bzw. Antwort) vom Verlag Diogenes erhalten, die fiktive Rede zu posten, in der McCarten weiter die Vorzüge des Buches beschreibt, das keine Batterie benötige, einen …