Die Tragegurte waren gerissen, der Rucksack lag auf dem Weg. Jede Verneinung, die ihn schwer gemacht hatte, jede Flunkerei, die noch hineingepasst hatte; alles war hinausgepurzelt. Und plötzlich war es leicht. (31)
Tausend Hände
Ein Kind hatte sie vor die Brust geschnallt, das zweite führte sie an der linken Hand, in der sie auch eine weiße Tüte trug. Ihre rechte Hand umklammerte eine volle Tiefkühltasche und einen Stab, mit dem sie den Übergang zu ertasten suchte. Da nahm sie jemand an den Arm und führte sie über die Gleise. […]
Brücke
Bläulich schimmerte das Display, versendete ihre Worte. Weder Kabel noch ein Bote, doch Entfernung blieb Distanz. Was offline möglich war, war offline nicht mehr möglich. Der Ozean zwischen ihnen, das Display schimmerte die ganze Nacht. (35)
Schwarzer Freitag
Ein Moment der Unachtsamkeit und er hatte sie verloren – für immer. Er war den ganzen Weg zurückgelaufen und hatte alles abgesucht, aber er hatte sie nicht mehr gefunden. Überall war sie dabei gewesen, war mit ihm um die Welt gereist, und jetzt war sie weg. Morgen würde er eine andere kaufen, andere würden diese […]
Das Staubkorn
Was sollte sie schon noch tun? Alles glänzte, sie hatte alles fein säuberlich dekoriert und vorbereitet. Jeder Gast würde hochzufrieden sein, doch gleich kam ihr Chef. Sie könnte noch Stunden weiterarbeiten und besser machen, was nicht besser machen zu war, er würde immer ein Staubkorn finden. Schließlich würde es alles sein, wonach er suchen würde. […]
Schaukel
Hoch oben saßen sie an ihrem Lieblingsplatz und ließen sich im Winde schaukeln. Sie hatte ihren Kopf an ihn geschmiegt, oder er seinen an sie, so genau konnte man das nicht unterscheiden. Eine Ewigkeit würden sie sich so von ihrem Ast tragen lassen und dann gemeinsam weiterfliegen. Denn sie waren nur zwei aufgeplusterte Tauben, die […]
Untreue
„Schuldig der Untreue und der unterlassenen Liebesleistung.” Gefassst schaute er hinüber zur Klagebank: „Ich war nicht dein Feind, und ich werde es niemals sein.“ Dann wurde er weggestoßen. Und auch wenn sie nun eine Mauer errichten würde. Eines Tages würde er frei sein, und es für immer bleiben. (48)
Angeleint
Da saß er nun, tagein, tagaus. Er wollte segeln, er wollte fliegen, aber alles, was er vom Leben zu nehmen wusste, waren ein Bürostuhl und ein Computer. (27)
Spiegel
Jeden Morgen glotzt er dich von gegenüber an. Er zieht frech seine Mundwinkel nach oben, doch siehst du auch die Trauer in seinen Augen. Dann an einem anderen Tag grinst er höhnisch und fordert dich mit aggressivem Blick heraus. Stehst du etwas weiter links, sieht er noch mal anders aus. Du hast ihn gehasst, weil […]