Ob auf der Arbeit, beim Einkaufen oder unter Freunden. Jener Tage fällt häufig wieder dieser eine Satz: “Ich bin noch gar nicht so in Weihnachtsstimmung.” Es ist möglicherweise ein deutsches Phänomen, dass man sich zunächst Gedanken darüber macht, ob man in einer bestimmten Stimmung sei, bevor man sich denn diese zuzustehen erlauben könne.
Würde man eine Umfrage unter uns Deutschen machen und die Teilnehmer mit der simplen Frage, ob man Mitte Dezember in Weihnachtsstimmung sei, in die Ecke drängen, würden dies wahrscheinlich 85% der Befragten sofort verneinen. Die Gründe sind vielfältig: Arbeitsstress, Geschenkestress, Beziehungsstress, und dann noch diese ganzen Nadeln im Wohnzimmer. Von den nahenden und unausgegorenen Silvester-Planungen einmal ganz zu schweigen.
Umso überraschender steht also schließlich das Christkind vor der Tür und wer hätte dieser Verblüffung treffender Ausdruck verleihen können als eine Lichtgestalt persönlich: “Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten?”, hatte der Kaiser Franz seinerzeit gefragt und wollte damit doch nur ein paar Handy-Verträge verkaufen und nicht gleich eine ganze Fußball-Weltmeisterschaft. Man ist also vorsichtig geworden mit Geschenken und mancherorts hilft nur noch eine komplette Konsumverweigerungshaltung.
Das wiederum sollte der Weihnachtsmann nicht zu hören bekommen. Der hat schon genügend Stress mit den ganzen Vorbereitungen und wäre sicher der erste, der das Fest absagen würde – erst recht natürlich, wenn er von etwaigen Stimmungslagen und Umfrageergebnissen der Deutschen erführe. Wären da nur nicht immer diese leuchtenden Kinderaugen…
Aber nein, Stress, Stress, Stress. “Ich bin noch gar nicht so in Weihnachtsstimmung”, sagt mal wieder jemand. Und das läge eindeutig am Wetter, schiebt derjenige noch nach. Da käme man einfach nicht in Stimmung. Und das bleibt unwidersprochen, denn das Wetter ist bekanntlich an allem Schuld.