Seine Mitschüler nannten ihn Antennen-Joe. Sie nannten ihn so, weil er offenbar feine Antennen besaß und damit sämtliche Bewegungen, Veränderungen und Geräusche wahrnehmen konnte. Antennen-Joe hatte einen Traum. Der war es, in einem Orchester zu spielen. Das einzige Problem, das Antennen-Joe dabei hatte, war dass er kein Instrument spielen konnte. Er hatte es nie gelernt und er fühlte sich auch wenig befähigt dazu. Einmal hatte er vor einiger Zeit die Blockflöte seiner Schwester ausprobiert. Das war ohne Erfolg geblieben. Ein anderes Mal hatte er es mit einer günstig von einem Flohmarkt erworbenen Gitarre versucht. Auch das war ohne Erfolg geblieben. Genauso wie der Versuch vor der Klasse auf dem Schulklavier. Der Antennen-Joe könne halt nichts, sagten die Mitschüler, der zucke ohnehin gleich zusammen, wenn jemand auf die Trommel schlage. Da hatten alle gelacht und jemand ergänzt, der zucke sogar schon, bevor jemand auf die Trommel haue. Am liebsten hätte Antennen-Joe die Klasse verlassen, doch in diesem Moment rief ihn Herr Gönnert auf. Herr Gönnert war eine große Erscheinung, und hatte eine Idee. Monja aus der Musikklasse würde ein Duett spielen. Sie die Violine und ihr Partner am Klavier. Leider waren sie schlecht aufeinander abgestimmt, was Einsatz und Lautstärke betraf. Antennen-Joe war in der folgenden Woche nur einmal zur Probe erschienen. Danach war er bei jeder Stunde der Musikklasse dabei gewesen, und beim Sommerkonzert. Er gehörte nun zum Orchester, als Dirigent.
Über janmikael
Jan-Mikael hat das Jugendbuch Die Viererkette und den hurmovollen Cosy-Krimi Kunibert Eder - Der Bomber geschrieben. Für Neuigkeiten gibt es den unwahrscheinlich guten Newsletter. Moderiert wird das durchaus brauchbare Stück Texterzeugnis von Meister Eder (Hauskater von Kunibert Eder).
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