Lydia Schrammel-Stuhlbein war schon lange nicht mehr auf Mallorca gewesen. Das war alles keine gute Idee, dachte sie und griff nach dem Pillendöschen in ihrer Handtasche. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Hierherzukommen, um diesen Robert Watzlawatz zu treffen. Sie wusste ja nicht einmal, ob das sein echter Name war.
Nun war sie sich nicht mehr sicher, ob sie ihn überhaupt noch treffen wollte. Sie brauchte dringend ihr Medikament, um durch den Tag zu kommen. Was wenn sie noch vor dem Termin zusammenbrach. Robert Watzlawatz. Wer war er nur? Er war ein Freund von Jessie. Sie meinte, er wäre der richtige Mann.
Und dennoch haderte sie. Hatte sie doch schon so einige kennengerlernt. Immer wieder und wieder hatte sie sich der Sehnsucht hingegeben. Doch immer, wenn sie von ihrer Krankheit erzählt hatte, waren die Männer ängstlich geworden. Dabei hatte man ihr gesagt, sie könne ein ganz normales Leben führen. Normal hatte sie sich allerdings anders vorgestellt. Und heute war es nun soweit. Robert hieß er. Eigentlich ein schöner Name. Aber dieser Nachname. Irgendwie ähnlich wie Paul Watzlawick, der Psychologe. Was war Robert von Beruf? Sie würde ihn fragen.
Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen? Mit 46 Jahren war man noch nicht zu alt für die Liebe, oder? Vorsichtshalber nahm sie noch eine Pille und klopfte beruhigend auf das Döschen. Robert, ich komme!
Sie lief von der Kathedrale den Paseo del Borne entlang und betrat die Bar Bosch. Sie hatte den Treffpunkt gewählt, denn hier war immer was los. Lydia bestellte einen Café con Leche und beobachtete jeden einzelnen herumlaufenden Mann. Wer von ihnen war es?
In Gedanken machte sie sich alle interessant. Bis auf den mit dem zotteligen Bart und den roten Socken in seinen Jesuslatschen. Zum Café solo zog er etwas aus der Tasche, griff ein- zweimal in ein Päckchen und warf es in seinen Café. Ein Diabetiker! Nicht das auch noch, dachte sie.
Ein solches Traumpaar hatte es sicher noch nie gegeben.
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