aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Die junge Königin schlief bereits tief und fest, als sie einen ungeheuren Traum hatte.
„Mein Liebes, es tut mir leid, dass ihr dir solch eine Bürde auferlegt habe“, sprach plötzlich ihre Mutter mir ihr. „Es war ein Fehler, dich alleine zurückzulassen, denn du warst noch nicht bereit.“
Das überraschte die junge Königin, denn ihre Mutter war stets eine sehr strenge Mutter gewesen.
„Hör mir zu und stell dir bitte immer nur eine Frage: Mit welchem Gefühl gehst du abends ins Bett und woran denkst du, wenn du auf den Tag zurückblickst? Sei ehrlich zu dir selbst und fange mit dem an, was dir am Herzen liegt. Fange klein an, aber fange damit an.“
Als die junge Königin am nächsten Morgen erwachte, erschrak sie, denn der junge Mann an ihrer Seite war verschwunden. Sofort suchte sie den ganzen Turm ab, doch er war nicht mehr zu finden. Darüber wurde die junge Königin todtraurig. Tage und Wochen verbrachte sie in ihrem Bett und nicht einmal die Speisekammer suchte sie mehr auf.
Von mir erwartet sowieso niemand mehr etwas, dachte sich die junge Königin und damit hatte sie Recht. Im Königreich nahm niemand mehr Notiz von ihr, denn sie hatte ihre Türen und Fenster stets verschlossen gehalten. Aber der junge Mann war auch nicht der König gewesen, dachte die junge Königin und ihr fielen all die großen Worte ihrer Großmutter ein.
„Manchmal beginnen die besten Dinge mit etwas ganz schlechtem“, hatte sie immer gesagt, wenn etwas Schreckliches in ihrem Königreich passiert war, denn ihre Großmutter war eine weise Herrscherin gewesen. Sie hatte sich auch nie dafür interessiert, ob jemand ein teures Pferd besaß oder einen prunkvollen Palast. Sie hatte von der jungen Königin immer nur eines wissen wollen: „Hast du deinen König schon gefunden? Einen König, den du aufrichtig liebst.“
Denn ihre Großmutter war eine herzliche Person gewesen und niemals wollte sie, dass die junge Königin das Königreich mit gebrochenem Herzen und ohne König regierte. Die junge Königin hatte die Frage aber nie mit Ja beantworten können, und das hatte sie stets traurig gemacht, denn sie sehnte sich doch so sehr nach einem König an ihrer Seite. Fange klein, murmelte sie da, aber fange an.
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