Es waren nicht die ersten Lichtstrahlen der Sonne, die ins Zimmer schienen, als Ruben seine Augen öffnete und sich zu ihr drehte. Es konnte bereits mittags sein, und sie beobachtete ihn möglicherweise schon eine ganze Weile.
„Wie bin ich hierhergekommen?“, fragte er halblaut, denn es war nicht sein Bett und sein Kopf brummte. Er erwartete keine Antwort und schloss wieder die Augen. Ihr Handy vibrierte, wie es die ganze Nacht vibriert hatte – oder was von ihr noch übrig geblieben war.
„Marie freut sich für uns“, sagte sie.
Marie, überlegte er und was sie meinte. Es musste ihre Freundin gewesen sein, die noch bis zum Schluss mit an der Bar gestanden hatte.
„Hast du was zu trinken?“
„Wasser?“ Sie reichte ihm eine Flasche von ihrer Seite des Bettes. Es tat schon weh, wenn er nur die Augen aufschlug. Er fühlte sich grausam, wie erst musste er aussehen. Sie dagegen wirkte so frisch wie am Abend, als sie sich auf der Tanzfläche das erste Mal begegnet waren.
Das Wasser befeuchtete seine trockenen Lippen, lief ihm über die pelzige Zunge, die gestern noch so viel lebendiger gewesen war. Über Berlin hatten sie noch gesprochen, über aktuelle Bestseller-Literatur, die kaum welche war, aber von jedem gelesen wurde.
Er gab ihr die Flasche zurück, sie drehte ihm wieder den Rücken zu. So wie gestern, nachdem es schon fast kein Zurück mehr gegeben und er ihr ins Ohr geflüstert hatte, dass sie es sich noch aufheben sollten. Sie war nicht enttäuscht gewesen, hatte sich nur enger an ihn geschmiegt. So wie sie es jetzt wieder tat.
Ruben roch seinen eigenen schlechtriechenden Atem. Becks. Er hasste es, doch dieser Typ in dem Muskelshirt hatte ihm noch unbedingt eines ausgeben wollen. Es war immer das letzte Bier, das am nächsten Morgen besonders bitter schmeckte, und jetzt fiel Ruben auch wieder der gegrölte Ratschlag ein, den ihm dieser Typ noch mitgegeben hatte: Nur gut für eine Nacht.
Ruben streichelte über ihren Rücken, ihr dunkelbraunes Haar hinter ihr Ohr. Ihre Körper hatten einander gefunden, ihre Seelen würden noch Zeit brauchen. Ruben wusste nicht wie viel, sie davon haben würden, er wusste nur, als er über sie nach ihrer Hand griff und sich seine Finger um ihre legten, dass der Typ im Muskelshirt, der ihm das Becks und den Kopf eingebrockt hatte, auf keinen Fall recht behalten durfte.
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