In unserer modernen Leistungsgesellschaft gibt es in jedem Bereich jemanden, der die Perfektion auf die Spitze treibt – nicht nur in seiner ausgeübten Tätigkeit, sondern auch bei der Optimierung seiner Selbst. Im Fußball tut dies für uns sichtbar niemand mehr als Christiano Ronaldo. Mit Hilfe des (bekannten) Schlafexperten Nick Littlehales hat er inzwischen sogar seine (nächtlichen) Ruhephasen optimiert. Ronaldo schläft 90 Minuten – fünfmal am Tag.
Ein Kollege hat mich just auf die Vorgehensweise des Weltfußballers aus Portugal aufmerksam gemacht. Ich stand gerade selbst vor einem Schlafproblem. Nach dem abendlichen Fußballtraining unter der Woche, war Schlafen angesagt, am nächsten Morgen die Arbeit.
Nur standen in besagter Nacht Besuche in Florida und Vancouver auf dem Programm – gedankliche Besuche zumindest, um die dortigen Eishockeyspiele der NHL (National Hockey League in Amerika) zu schauen. Die Florida Panthers spielten um 1.30 Uhr (MEZ) um den Einzug in die Saison-Endrunde. Bei den Vancouver Canucks gaben ab 4 Uhr die Ausnahme-Zwillinge Henrik und Daniel Sedin nach 17 Jahren und jeweils über 1.000 NHL-Spielen ihren Abschied vor heimischer Kulisse.
Da kam der Wink des Kollegen gerade recht: Mit der 90-Minuten-Taktik vom Ronaldo kein Problem. 90 Minuten deshalb, weil laut unterschiedlichen Schlafforschern der menschliche Schlaf in 90-Minuten-Segmente unterteilt ist (Abfolge von Leicht- und Tiefschlafphasen). So zähle nicht allein die Anzahl der Stunden, um nach dem Schlafen ausgeruht zu sein, sondern vor allem die Anzahl der abgeschlossenen und ununterbrochenen Leicht- und Tiefschlafzyklen. Im Widerspruch dazu steht übrigens der sogenannte Übermensch(Uberman)-Zyklus. Demnach erreiche man mit sechsmal 20 Minuten Schlaf am Tag seine volle Leistungsfähigkeit. Das aber nur am Rande.
Ich selbst verfolgte nach anfänglichen Aufwachproblemen ab 2 Uhr und nach zwei dieser abgeschlossenen 90-Minuten-Zyklen tatsächlich recht wach, wie die Florida Panthers den Gegner aus Boston mit 3:2 niederrangen. Im Anschluss gegen 4 Uhr folgte direkt der Sprung nach Kanada, wo die Sedin-Zwilligen schon beim Warmmachen frenetisch gefeiert wurden. “One more year!”, skandierte das Publikum aus Vancouver immer wieder, erst recht als bereits nach 6 Uhr (MEZ) beim Stande von 3:3 in die Verlängerung ging.
Ein Tor würde das Spiel nun direkt beenden, und es mag Zufall gewesen sein, dass ausgerechnet dem Spieler mit der Rückennummer 22 (Daniel Sedin) auf Vorlage des Spielers mit der Rückennummer 33 (Henrik Sedin) der entscheidende Treffer gelang. Die Gespielte Zeit in der Verlängerung: 2:33 Minuten.
Doch von dieser magischen Schlusspointe erfuhr ich erst zwei Tage später. Da schaute ich mir das Spiel zu Ende an. In besagter Nacht war ich irgendwann ins Bett gewandelt, um vor der Arbeit noch etwas zusätzlichen Schlaf zu bekommen. 3 Stunden, hatte ich mir gedacht, und das unterscheidet mich eben von einem Weltfußballer: Er hätte das Tor live gesehen. Ihm reichen 90 Minuten.
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