Meine Freundin, mein bester Freund und mein Begleiter
Gerade bin ich in einer fremden Stadt. Sie ist mir nicht wirklich fremd, denn sie ist wie jede andere deutsche Stadt. Laut, dreckig, kalt – zumindest ist es das, was mir auf den ersten Blick auffällt. Und bei aller Betriebsamkeit folgt das Leben einer offensichtlichen Ordnung, die mir sehr wohl vertraut ist.
Inzwischen bin ich in der Wohnung meines besten Freundes angekommen. Er ist nicht da, wird das ganze Wochenende nicht da sein, aber er hat mir seinen Schlüssel gegeben. Er ist mein bester Freund – einer von mehreren, trotzdem hätte ich niemals danach gefragt, wenn er es nicht selbst vorgeschlagen hätte.
Wir kennen uns seit dem Abi vom nächtlichen Spiegeleierbraten und Aufräumen im Mittelfeld unserer Heimat-Fußballmannschaft. Irgendwann hat er seine Koffer gepackt wie ich später meine Koffer gepackt habe und auch andere beste Freunde ihr Koffer gepackt haben und irgendwann weitergezogen sind.
Schließlich laufen wir uns immer wieder über den Weg. Das Leben will es so. Es hat auch den Zettel von unserem Lieblings-Lieferservice in der Küche liegen gelassen. Darauf habe ich mich gefreut seitdem wir uns über ein Wochenende bei ihm satt gegessen haben. Eine Stunde später ist das Essen auch schon an der Tür.
Was pointiert geschrieben steht, ist in Wirklichkeit recht öde – klassische Autoren-Romantik, fürchte ich. Meine Freundin ist nicht hier. Sie muss irgendwo da draußen sein, aber ich weiß nicht wo. Ich habe nur einen Anhaltspunkt und den muss ich heute Abend aufsuchen.
Warum ich ihr gefolgt bin? Weil ich seit einiger Zeit mit meinem treusten Wegbegleiter im Clinch liege – ausgerechnet seitdem ich ihm die Aufmerksamkeit entgegenbringe, die er verdient. Seit wir den weg gemeinsam gehen, habe ich wunderbare Geschichten erlebt und interessante Begegnungen gehabt. Doch nach dem letzten Ausflug hat er sich offenbar beleidigt zurückgezogen.
Darum bin ich hier – bei meinem besten Freund, und so langsam taut auch mein Begleiter wieder auf. Und da sie alle Hand in Hand mit mir gehen, würde ich mich nicht wundern, heute Abend meiner Freundin wiederzubegegnen.
(via Smartphone – Rechtschreibfehler bitte ignorieren)
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