Eigentlich wollte ich in meiner wöchentlichen Kolumne darüber schreiben, wie ich in Hannover eine Lesung gehalten habe – sie war vergnüglich und erfüllte den Anspruch, jederzeit wiederholt zu werden. Ich wollte davon erzählen, wie ich aus meinem neuen Buch gelesen habe, die Anekdoten aus den alten aber sehr viel besser ankamen. Eigentlich wollte ich dann den Bogen zu einem Fan spannen – ich nenne ihn mal so, einen Fan – zumindest hat er behauptet, dass er meine Kolumne in der Zeit sehr gerne lese und ihm auch die Lesung gefallen habe (er sagte sogar fasziniert, wenn ich mich recht entsinne).
Dann hat er sich noch eines meiner Bücher signieren lassen und irgendwas von “hoffentlich geht die Woche schnell rum, damit ich es lesen kann” gesagt. Das habe ich nicht verstanden und genau darüber wollte ich schreiben, und ihn (wenn er das denn liest) um Aufklärung bitten: Weil was bitte könnte das mit der Woche bedeutet haben? Warum liest er das Buch nicht gleich? Hat er ein wie auch immer geartetes Leseverbot? Ist ihm seine Brille abhanden gekommen, liest er nur in ungerade Kalenderwochen?
Das hätte ich geschrieben oder vielmehr gefragt und wahrscheinlich würden mir bessere Fragen einfallen, wäre ich tatsächlich Harald Martenstein und hätte eine Lesung in Hannover gegeben (ich würde auch nicht so viele Klammern und Gedankenstriche setzen – denn das macht Harald Martenstein nicht). In Wirklichkeit bin ich nämlich der Fan oder der Leser (wie immer er mich nennen würde), der einfach nur kein Geld dabei hatte und sich das signierte Buch nun in der Buchhandlung abholen muss.
Hoffentlich geht die Woche schnell rum, hatte ich nur gedacht und später, dass Herr Martenstein, sich vielleicht fragt, warum sein Fan (ich nenne mich mal so) dieses Buch nicht sofort zur Hand nimmt. Auf dem Weg nach Hause schlich dann die Hoffnung in meine Gedanken, dass er möglicherweise in seiner Kolumne darüber schreiben möge. Nur darauf kann ich mich nicht verlassen. Herr Martenstein schreibt nicht über solche Belanunglosigkeiten – seine sind (oft) viel trivialer. Darum hab’ ich es lieber selbst getan.
P.S.
Und eigentlich sollte ich gar nicht darüber schreiben, sondern über ein uns allumgebendes Fragewort, dass uns erst in Ruhe lässt, wenn alles beantwortet ist. Warum ich es dennoch getan habe? Die Frage stellt sich nicht, denn manchmal sollte man nicht dieses Wort verwenden und die Welt zu dieser einen Frage verkommen lassen, sondern einfach nur den Text dazu liefern.
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